Honig: Eine kleine Kulturgeschichte

Honig: Eine kleine Kulturgeschichte

Von den Anfängen bis ins Mittelalter

Die Honigbiene ist etwa zehnmal so alt wie der Mensch – und seit es Menschen gibt, nutzen sie Honig. Das zeigen schon prähistorische Höhlenzeichnungen in Spanien. Als die Menschen sesshaft wurden, gehörten Bienen zu den ersten Nutztieren: Honig blieb in der gesamten Antike das einzige Süßungsmittel. Bei den Römern – die ihren Wein gern süßten – war die Pflege der Bienen Frauensache. Honig diente als Heilmittel, besonders bei Hautkrankheiten, und zum Konservieren von Obst. Im Mittelalter züchtete man Bienen vor allem in Klöstern, die Honig für Süßspeisen und Wachs für Kerzen brauchten. Daneben gab es freie Zeidler – so nannte man die Imker damals. Sie bildeten eine eigene Zunft und erhielten vom Kaiser das Recht, den Honig der Waldbienen zu ernten; im Kriegsfall mussten sie als Armbrustschützen dienen. Schon 748 belegen Urkunden in Bayern ihre Tätigkeit. Ihre Schutzkleidung: Lederjacke, eng anliegende, sehr dicke Wollhosen und ein aus Pferdehaar geflochtener Schleier um den Kopf.

 

(Quelle: ardalpha.de)

Erfindungen, Haltbarkeit & Lebkuchen

Nach 1660, als Rohrzucker aus Südamerika importiert wurde, verschwand der Zeidler-Beruf, aus den Zeidlern wurden Imker. Der Bienenstock mit beweglichen Wabenrahmen entstand erst im 19. Jahrhundert. Zuvor nutzte man hölzerne oder aus Flechtwerk gefertigte Stöcke (im österreichischen Freilichtmuseum in Kleinstübing zu sehen), die beim Ernten oft weitgehend zerstört werden mussten. Mit der Erfindung der Honigschleuder können die Waben wiederverwendet werden – das Volk muss keine neuen bauen und kann sofort weiter Honig produzieren. Richtig gelagert und unverunreinigt ist Honig unbegrenzt haltbar. Archäolog:innen haben Honig aus ägyptischen Ausgrabungen probiert und festgestellt: Er war noch genießbar. Deshalb nutzte man ihn seit jeher auch zum Konservieren, etwa von Obst – schon bei den Römern (Quelle: ardalpha.de). Im Mittelalter entstand der Lebkuchen; je nach Honiganteil blieb er den ganzen Winter über haltbar.

Honig heute: Qualität, Verarbeitung & Vielfalt

Heute wird viel Honig importiert, etwa für die Lebkuchenherstellung. Im Glas landet er weiterhin gern zum Frühstück – und gilt als gesund, sofern er unverfälscht von regionalen Imkern stammt. Leider ist Honig eines der meistverfälschten Lebensmittel; laut Österreichischem Imkerbund lässt sich chemischer Ersatz geschmacklich nicht sicher erkennen (imkerbund.at). Oft wird Honig pasteurisiert: Dann kristallisiert er kaum, verliert aber wertvolle Enzyme und Vitamine. Naturbelassener, nur geschleuderter Honig kristallisiert vergleichsweise rasch und wird fester. Das lässt sich schonend rückgängig machen: im Wasserbad erwärmen; bei maximal 40 °C lang genug rühren – so entsteht auch Cremehonig. Unsere Imker bieten eine Vielfalt an Spezialitäten: vom Blütenhonig über Sorten wie Kastanien- oder Waldhonig bis zu Akazien- und Lavendelhonig. Dann sammeln die

Bienen überwiegend Nektar einer Pflanzenart – das verändert auch die Farbe des Honigs. Beliebt sind außerdem verfeinerte Varianten: etwa Honig mit Zimt (Widhalm), Kaffee oder Vanille (Bettina’s). Es gibt Cremehonig mit Minze und Hibiskus (Bioimkerei Gruber) oder mit Erdbeermark bzw. Heidelbeeren (Vibee’s). Bei Widhalm und Katona haben die Bienen keine „Diätvorschriften“ und sammeln, was ihnen schmeckt – so entstehen Honige wie „Auwiese“ oder „Graben“ (Katona). Für unterschiedliche Geschmacksnoten im Blütenhonig legt Widhalm Nüsse oder Rosinen ein.

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