
Vielfalt des Schilchers
Ein Wein mit Charakter und Geschichte
Der Schilcher, der wohl bekannteste Wein der Steiermark, wurde bereits 1569 in einem Weinbuch unter diesem Namen erwähnt. Der Name Schilcher kommt vermutlich von schillern, und das tut er seit jeher im Glas. 1782 wurde Papst Pius VI bei seiner Rast im Kloster Maria Lankowitz, also am Beginn der heutigen Schilcherweinstraße, ein Wein vorgesetzt, den der Papst in einem Brief über diese Reise erwähnte. Er schrieb nämlich, dass ihm ein „rosa Essig“ vorgesetzt wurde, die Gastgeber aber darauf bestanden hätten, dass es sich um Wein handle, was Pius nicht glauben konnte. Genau dafür war der Schilcher lange Zeit bekannt, eben für seine Säure.
Eine der Entstehungsgeschichten erzählt davon, dass die Illyrer, ein vorchristliches Volk, das auch in unserer Region gelebt haben soll, die Urform der Blauen Wildbacherrebe wegen ihrer Säure selektiert haben, um einen Wein zu erschaffen, der doppelt so säurehaltig war wie üblich, um fettes Fleisch leichter zu verdauen. Dabei hilft der klassische Schilcher nach wie vor. Ein hervorragender Schilcher Klassik kommt beispielsweise von der Familie Brauchart.

Schilcher neu interpretiert
Der Schilcher von heute kann jedoch viel mehr. Mit der neuen Generation von Winzern in der Steiermark wird moderner Wein gekeltert, was zu einem weniger säurebetonten, aber geschmacklich reichhaltigen Wein führt.
Die rote Rebe des Blauen Wildbachers wird sowohl direkt gepresst, wodurch ein sehr fruchtiger Weißwein entsteht, der – wenn er gekühlt gepresst wird, wie zum Beispiel im Weingut Koller – rein weiß ist, oder – wenn er bei Raumtemperatur gepresst wird – weiß mit einem leichten Roséstich, wie beim Greitbauer von der Buschenschank Kremser-Greitbauer.
Der Wein vom Blauen Wildbacher eignet sich aber auch zum Lagern in Holzfässern, wie der Schilcher Ried Rettenberg vom Weingut Haring vlg. Pichlippi oder der Schilcher Barrique Reserve vom Schilcherweingut Friedrich. Bei diesen Roséweinen ist die Säure zwar vorhanden, man empfindet sie aber viel weniger, und die Holznoten ergeben einen schönen runden Geschmack.
Rotwein und Frizzante
Aber die Traube des Blauen Wildbachers ist extrem wandlungsfähig, und so kann der Wein auch halbtrocken ausgebaut werden, wie beim Herbstkuss vom Weingut Lazarus, bei der Prima Donna vom Schilcherweingut Friedrich oder dem Schilcher Exclusive vom Weingut Wiedersilli.
Selbstverständlich kann aus der Schilcher-Rebe auch eine Spätlese oder ein Süßwein hergestellt werden, wie es beim Weingut Wiedersilli oder Weingut Koller der Fall ist.
Nicht zuletzt muss erwähnt werden, dass der Blaue Wildbacher eine rote Rebe ist und er daher nur aus seiner Geschichte heraus wie ein Weißwein gekeltert wird. Eigentlich ähnelt er der Nebbiolo-Rebe. Daher ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Schilcherproduzenten mit Rotwein aus dem Blauen Wildbacher experimentieren. Ein gelungenes Beispiel dafür ist der Rotwein Cuvée 2015 vom Schilcherweinbau Koch.
Und wem das noch immer nicht genug Auswahl ist: Es werden immer mehr Frizzante und Sekte aus dem Schilcher gemacht, denn dazu eignet sich die säurebetonte Rebe besonders gut. Daher hat jeder Schilcher-Produzent auch Prickelndes im Sortiment.